[18 GESCHICHTEN: DIE FALLE]


Was für ein Bier!

Allerspätestens nach dem dritten Glas ging mir die Größe dieses Zeugs auf. Schwarz, rein, auf gewisse Weise klar, als ob man eine schwarze Witwe küsste, unübertroffen. Ein Küsstengetränk, witzelte ich. Mein Freund nickte zufrieden. Dieses Bier braucht Zeit, dann verfällt man ihm unaufhaltsam, sagte er. Ich hatte das nicht glauben wollen und ihn für seinen alkoholischen Puritanismus belächelt, er trank immer nur diese Sorte.

Die Falle. Ja, die Falle. Er hatte anfangs so etwas gesagt. Es hatte irgendwas mit wichtigen Dingen zu tun. In die man sich ziemlich verstricken konnte, je länger man darüber nachdachte. Je intensiver der Gedanke, desto auswegsloser wurde er irgendwann, ganz bestimmt, sagte er. Es trieb irgendswie alles auf eine einzige Konsequenz zu. Da war irgenwo die Falle, das Problem, dem wir uns irgenwann zu stellen hatten, sagte er. So ein Denken machtse einem halt sicherlichu schaffen. Wie solle man da jemals wie'er irgenwo rauskommen, falls das nochma möglich war? Sich dem irgenwie nich ausliefern, irgendwo im Denken, darum gings, im Koppf, sagte er. Die Konsequens irgendwann vermeiden. Die hald sweifellos eine lächerliche, weil eine gants bestümmt eine lächerliche gewesen sein könnte. Nich, dass uns Konsewensn örgenwie erschreckt hätten, im Gegenteil. Doch örgenwie bissum Ende vorangetriebene Gedanken machten im Koppf lächerliche Konsewensn und örgenwie das Unausweichliche dessen hald undenkbar. Eine doch schon ziemlich miserable Falle, sagte er. Um sietsu umgehn, gam wir unsem Bier hin.

Un es war höllisch gut.




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© sascha preiß 2003