[18 GESCHICHTEN: DER FLECK]


I


Ein trauriges Blatt Papier liegt traurig auf einem traurigem Schreibtisch. Ein trauriger Stift liegt traurig daneben. Ein trauriger Mensch sitzt traurig davor. So traurig bringt er kein trauriges Wort heraus. Er schiebt traurige Gardinen leicht und traurig zur traurigen Seite und schaut traurig aus einem traurigen Fenster. Es ist ein trauriger Tag und ein trauriges Wetter, an dem traurigerweise nur Trauriges und das sehr traurig geschieht. Die Wolken sind traurig. Die Sonne ist traurig. Der traurige Mensch ist traurig, weil es nicht traurig regnet. Es ist alles von trauriger Reinheit. Eine traurige Fliege surrt traurig ein paar traurige Runden in einer traurigen Luft eines traurigen Zimmers, in dem ein trauriger Mensch traurig vor einem traurigen Schreibtisch mit einem traurigen Blatt Papier und einem traurigen Stift sitzt und traurigerweise nichts Trauriges schreiben kann.


II


Ein trauriger Gedanke geht traurig durch einen traurigen Kopf. Eine traurige Ansammlung trauriger Nervenzellen leitet ihn traurig weiter bis zum traurigen Ende. Eine traurige Reaktion führt traurigerweise dazu, dass eine traurige Hand traurig einen traurigen Stift aufnimmt und ihn traurig wieder fallen lässt. Traurige Augen beschauen traurig das traurige Ergebnis. Ein trauriger Lichtstrahl fällt traurig auf eine traurige Netzhaut, die ihre traurigen Informationen mittels eines traurigen Nervengerüstes traurig zu einem traurigen Gehirn weiterleitet. Dort entsteht traurig ein neuer trauriger Gedanke, der traurig durch einen traurigen Kopf geht, in irgendeine traurige Richtung, in der er traurig verlischt.


I
(Eine traurige Wiederholung)


Traurige Variation: Ein trauriger Mensch seufzt ganz traurig.


III


Eine traurige Fliege lässt sich traurig auf einem traurigen Blatt Papier nieder. Ein trauriger Mensch sieht ihr traurig zu. Eine traurige Fliege legt mit traurigem Blick sehr traurig ein trauriges Kothäufchen ab. Traurig erhebt sie sich wieder und dreht weiterhin in trauriger Luft eines traurigen Zimmers traurig ihre traurigen Runden, die ihr jetzt etwas leichter fallen. Ein trauriger Mensch besieht sich traurig die traurige Bescherung und wird noch ein bisschen trauriger darüber, dass das traurige Blatt Papier nun nicht mehr die traurige Reinheit des traurigen Weiß trägt. Er vergießt eine traurige Träne, die traurig auf den traurigen Kothaufen der traurigen aber erleichtert surrenden Fliege herunterfällt. In dem traurig-salzigen Tränenwasser zerläuft der traurige Fliegenkot zu traurigen kleinen Schlieren. Darüber vergießt der traurige Mensch noch ein paar äußerst traurige Tränen und das traurige Blatt Papier beginnt sich fröhlich zu wellen.


IV


Traurigerweise hatte das keinerlei Konsequenzen für den traurigen Rest des Tages.




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© sascha preiß 2003