[18 GESCHICHTEN: DAS MAL]


Was sie am meisten irritierte: es fiel niemandem auf. Kein Mensch schien sich auch nur im geringsten daran zu stören. Ja nicht einmal einen halbwegs interessierten oder sonstwie aufmerksamen Blick fing es für sie ein. Sie wusste aber: da ist etwas, ich habs mir selbst verpasst. Im Spiegel war es deutlich zu erkennen, auch auf größere Entfernung. Das konnte man doch nicht so einfach übersehen!

Sie ging zu Götz. Götz musste wissen, was los war.
Götz hörte ihren Klagen aufmerksam zu. Dann besah er sich die Sache genau. Es war so, wie er es erwartet hatte: langweilig.
Sie war deprimiert.

Götz war ein Idiot.
Sie ging zum Friseur. Der bemerkte auch nichts, Idiot. Sie ließ sich ihre Haare färben. Sie kleidete sich neu ein. Sie hörte gänzlich andere Musik. Sie ging in angesagte Clubs. Sie tanzte aufreizend.
Keine Veränderung. Idioten.

Sie zweifelte an sich. An der Welt. Überhaupt an allem. An Götz.

Sie ging zu Götz. Machs weg.
Götz machte es weg. Besser so. Dann sah er sie ganz groß an.
Sie blieb bis zum übernächsten Morgen.
Und, was war das jetzt? fragte Götz.
Irgendwas, sagte sie. Unwichtig.






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© sascha preiß 2003